Nachhaltige Geldanlage 2020 – Impact im Fokus

13 Okt. 2020
 

Bild: Frankfurt School Verlag

Frankfurt am Main

Die 13. Jahreskonferenz „Nachhaltige Geldanlage“ des Frankfurt School Verlages, die am 16. September 2020 an der Frankfurt School of Finance & Management stattfand, stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie – was bereits am wie dieser Tage allerorten gängigen „hybriden“ Veranstaltungs-Format mit 80 Teilnehmern vor Ort und weiteren 60 Online-Teilnehmern sichtbar wurde. Doch auch der Einfluss der Corona-Pandemie auf die nachhaltige Geldanlage war erwartungsgemäß eines der zentralen Themen der Veranstaltung. Auf dem Programm standen vor allem die Fortschritte der Regulierung, Sustainable Bonds und immer wieder der Impact nachhaltiger Investments.

Vom Nischenthema zum Wachstumstreiber

War im Vorjahr noch vom „Beginn eines Kulturwandels“ die Rede hat das Thema seither deutlich an Fahrt aufgenommen. So betonte auch Ulrich Martin, Leiter Konferenzen und Marketing des Frankfurt School Verlags, in seinem Grußwort den Wandel nachhaltiger Geldanlage „vom Nischenthema zum Wachstumstreiber“. Der Marktbericht von Angela McClellan, Geschäftsführerin des mitveranstaltenden Forums Nachhaltige Geldanlagen e.V. (FNG), machte mit einigen Zahlen die Entwicklung deutlich: So hat der Anteil explizit nachhaltiger Investments im vergangenen Jahr in Deutschland um rund 37% zugenommen. Das bedeutet zwar immer noch nur einen Anteil von 5,4 % am Gesamtmarkt, allerdings nutzen bereits 95% aller in Deutschland erhältlichen Fonds und Mandate eine Kombination aus Ausschlusskriterien und normbasiertem Screening. Und während sich das Thema bei institutionellen Anlegern schon länger immer mehr zum Mainstream entwickelt hat, entdecken nun auch Privatanleger die Nachhaltige Geldanlage: Im vergangenen Jahr lag dort der Zuwachs bei 96%! Nicht zuletzt durch die Regulierung werde verantwortliches Investieren schon bald Branchenweit zum Mainstream werden. Künftige Meilensteine seien die Qualitätssicherung und die Impact-Messung, so McClellan. Prof. Dr. Martin Faust vom Finance Department der Frankfurt School of Finance & Managementeine stellte als Moderator im Anschluss eine zentrale Frage an die Konferenzteilnehmer in den Raum: „Wird 2020 zum Jahr der nachhaltigen Transformation?“

Impact und Regulierung

Mir Ihrem Impulsvortrag zum Ermöglichen nachhaltiger Investitionen und deren Wirkungsmessung eröffnete Tanja Gönner, Vorstandsprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) den Diskurs zum ersten Schwerpunktthema „Impact“. Die zentrale Botschaft: „Der öffentliche Sektor kann all dies nicht alleine stemmen, hier ist auch der private Sektor und gerade auch der Finanzsektor gefragt,“ so Gönner. Zentral hierbei sei die Definition von konkreten Wirkungszielen und interne wie externe Validierung dieser. Als zentrale Kriterien hierbei haben sich die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen herauskristallisiert, wie auch Florian Sommer, Head of ESG Strategy bei Union Investment, in seinem Vortrag darlegte. Er konnte darüber hinaus aufzeigen, dass sich Unternehmensinvestments mit Impact durchaus auch finanziell lohnen können, andererseits der Weg aber auch noch weit ist: Von derzeit weltweit insgesamt 74 Billionen US-Dollar Assets under Management, orientieren sich derzeit rund 30 Billionen an ESG-Kriterien aber lediglich 500 Mrd. entfallen auf echte Impact Investments im Sinne der SDGs. Eine wichtige Rolle käme dabei der Regulierung zu, diese dürfe aber auch nicht über das Ziel hinaus schießen. Dr. Markus Lange, Partner bei PwC, zeigte im Anschluss die unterschiedlichen Regulierungs-Anstrengungen auf: von EU-Taxonomie über den EU-Green Deal, die Offenlegungsverordnung bis zur Präferenzabfrage nach MiFID.

Zum Abschluss des ersten Blocks der Konferenz resümierte Moderator Faust:

„Alles beginnt im Kopf, es gilt widerstreitende Interessen und Ziele in Einklang zu bringen.“

 

Sustainable Bonds und Stiftungsstrategien

Im zweiten großen Block der Veranstaltung standen schließlich die von zunehmender Bedeutung werdenden Sustainable Bonds im Zentrum der Diskussion. So sprach zunächst Tim Junghans, Geschäftsführer der finpair GmbH über den Trend von Green Finance bei der klassischen Unternehmensfinanzierung, Christian Wellner, Bereichsleiter Strategie der Finanzagentur des Bundes berichtete über die Begebung von Zwillingsanleihen, also die parallele Begebung herkömmlicher Bundesanliehen und eines „grünen“ Pendants, und Sebastian Dusch, Stadtkämmerer der Landeshauptstadt München, zeigte den Nutzen der Auflegung von kommunalen Anleihen als Social Bonds auf. In der anschließenden Diskussion, an der sich dann auch Axel Wilhelm, Leiter von imug Rating beteiligte, stand die Rolle von Sustainable Bonds für Emittenten und Investoren im Fokus. Dabei spiele das externe Rating – die Second Party Opinion – eine wichtige Rolle, weshalb man sich in der Regel auch auf renommierte Rating-Agenturen verlasse. Das Fazit der Runde war allerdings: „Die Investoren sind schon viel weiter als viele glauben!“

Beim Thema Stiftungen und Ihre Anlagestrategien erläuterte zunächst Frederic Hoogveld, Head of Investment Specialists, Index and Smart Beta bei Amundi die Auswirkungen der EU-Regulierung auf die Entwicklung passiver Investmentlösungen für Stiftungsinvestoren. Im Anschluss beschloss Ann-Grit Lehmann, Leiterin Finanzen der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ den Vormittag mit eine Keynote zu aktuellen Trends und Entwicklungen in diesem Investoren-Segment. Von zentraler Bedeutung seien derzeit eine Weiterentwicklung der Anlagestrategien weg vom Black- hin zum Whitelisting sowie das Karbonmanagement der Investments. Letztlich, so Lehman, definiere aber jeder institutionelle Investor – in Abhängigkeit von den jeweiligen Stakeholdern – individuell, was er in den Fokus rückt.

Impact ist das Gebot der Stunde

Der Nachmittag war wie gewohnt geprägt von zwei parallellaufenden Vortragsreihen zu den unterschiedlichen Produktlösungen verschiedener Asset Manager bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit im Portfolio. Das Themenspektrum reichte hier von der Zusammensetzung von Inidizes über die Frage des Impact Investing mit Anleihen ETFs und dem SDG-Impact von Investitionen in Erneuerbare Energien. Ein Vortrag zur ESG-Integration in Infrastrukturinvestments von Susanne Reisch, Senior Portfolio Manager bei Bantleon setzte schließlich den Schlusspunkt des Programms. In seiner Schlussbemerkung hob Prof. Dr. Martin Faust von der Frankfurt School dann noch einmal die zentrale Bedeutung der Regulierungsbestrebungen hervor und die Erkenntnis aus den Vorträgen, dass Corona wichtige Impulse für die Nachhaltige Geldanlage gesetzt habe. Dabei stand den ganzen Tag jedoch mal mehr mal weniger explizit ein Thema im Mittelpunkt – die Frage nach der Wirkung nachhaltiger Investments. Demnach treibt bei der Nachhaltige Geldanlage 2020 Asset Management Branche wie Investoren zunehmend der Impact ihrer Anlagen für eine nachhaltige Zukunft um. Ein großer Schritt beim Kulturwandel.

Von Dr. Andreas Jaensch für FMF.

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