Frankfurt am Main Der Wirecard-Skandal hat nicht nur Fragen zur Rolle der BaFin und der zuständigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft aufgeworfen, sondern auch Diskussionen über die Kriterien zur Aufnahme in den DAX ausgelöst. Denn die inzwischen insolvente Wirecard AG hat im Jahr 2018 die Commerzbank AG im DAX ersetzt. Das CFS hat Führungskräfte der Finanzindustrie zu ihrer Einschätzung von möglichen Reformen des DAX befragt.
Mehr als 55% der Befragten sind der Auffassung, dass künftig nur profitable Unternehmen in den DAX aufgenommen werden sollten. Dieses Kriterium gibt es bislang nicht.
„Dies würde bedeuten, dass das Unternehmen delivery hero, nicht hätte in den DAX aufgenommen werden sollen“, erläutert Professor Volker Brühl, Geschäftsführer des CFS. Andererseits lehnen es ca. 75% der Befragten ab, Unternehmen nach einer längeren Verlustphase aus dem DAX auszuschließen, solange diese die sonstigen Kriterien wie Börsenwert und Liquidität erfüllen.
Interessant ist auch, dass knapp 52% der Befragten es nicht für sinnvoll erachten, Nachhaltigkeitskriterien bei der Aufnahme in den DAX heranzuziehen, ca. 45% der Befragten würden dies begrüßen. „Das überrascht zunächst, da ESG Kriterien von Investoren immer wichtiger werden. Andererseits hat die Deutsche Börse bereits eine „grüne“ DAX-Variante auf den Markt gebracht mit dem DAX 50 ESG.“
Eine deutliche Mehrheit von ca. 56% würde es befürworten, dass die Überprüfung der Zusammensetzung des Index künftig häufiger erfolgt. Noch deutlicher fällt das Votum mit ca. 60% der Befragten bei der Frage aus, dass man künftig auf den Börsenumsatz als Aufnahmekriterium verzichtet. Stattdessen soll – wie international üblich – eine Mindestliquidität der Aktie für eine DAX-Zugehörigkeit ausreichen.
„Der Fall Wirecard und das Ergebnis der CFS-Umfrage zeigen deutlich, dass eine Anpassung der Aufnahmekriterien in den DAX unabdingbar ist. Dabei müssen wir das Rad nicht neu erfinden, sondern das Verfahren an das internationale Parkett anpassen“, erläutert Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance.
Eine klare Mehrheit von ca. 55% der Befragten ist der Auffassung, dass die Anzahl der Mitglieder im DAX von derzeit 30 Unternehmen auf 40 oder 50 erhöht werden sollte, lediglich ca. 38% sehen diese Notwendigkeit nicht.
„Den Vorschlag der Deutschen Börse, die Zahl der DAX-Mitglieder auf 40 zu erhöhen, begrüße ich sehr. Die Ausweitung müsste jedoch an einer regelmäßigeren Überprüfung der Unternehmen geknüpft werden, um das Risiko von Reputationsschäden zu verringern“, erklärt Väth.
Frankfurt Main Finance e.V.
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